Ambientlicht

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John, der englische Voreiger von Bunny Bee, hat ganz viel richtig gemacht. Alles, was er verbaut hat, ist durchdacht und hat eine richtig gute Qualität.

Eine Sache, die allerdings gar nicht gepasst hat, ist das LED Ambientlicht, das an Steuer- und Backbord des Salons und in der Pantry angebracht war. Wir wissen natürlich nicht, aus welcher Zeit dieses Licht stammt – aber es war kaltes, unangenehmes Licht, bei dem man jede einzelne LED sehen konnte – schlimm.

Es mag Leute geben, die so etwas für unnötigen Schnickschnack halten – ich finde, Ambietlicht ist so unglaublich wichtig! Speziell im ersten Frühjahr hatten wir einen sehr schleppenden Sommeranfang. Wochenlang schlechtes Wetter und wir mussten unter Deck sitzen und arbeiten. Da kann das richtige Licht die Stimmung schon anheben.  

Eines war super an dem bisherigen Licht: Ich wollte von Anfang an Ambientlicht verbauen und alleine die Tatsache, dass hier bereits die Kabel fertig verlegt waren, hat uns das Ganze sehr einfach gemacht. Das Verlegen von Kabeln ist in Yachten immer eine aufwändige Angelegenheit und hätte die Zeit für dieses Projekt mindestens verdoppelt.

LEDs und Spannungsschwankungen

Man kennt die üblichen LED Lichtstreifen aus Baumärkten. Kostengünstig, sparsam, dimmbar, gute Sache. Und auf 12 Volt ausgerichtet und damit ohne Trafo perfekt ins Bordnetz integrierbar! 

Perfekt? Fast – tatsächlich schwankt die Spannung an Bord zwischen 12 und knapp 15 Volt je nachdem, ob Landstrom gelegt ist, der die Batterien gerade auflädt und je nachdem, wie voll die Batterien sind. LED Streifen, die mit mehr als 12 Volt betrieben werden, können angeblich Schaden nehmen. Geht man nach diversen Foren, sind die Meinungen geteilt. Mache sagen, sie hätten noch nie Probleme gehabt und da die Lichtstreifen nicht allzu teuer sind, handle es sich um ein kalkulierbares Risiko. Andere raten zu Spannungsreglern, die dafür sorgen, dass garantiert nur 12 Volt Spannung durchgelassen werden, egal, was gerade anliegt.

Wir haben hier keine echte Studie betrieben, die beweist, wer nun Recht hat. Aber wir haben die Lichtstreifen von Marlblu entdeckt und uns für diese entschieden. Die LED Streifen von Marlblu tolerieren laut Hersteller bereits von Haus aus Spannungsschwankungen zwischen 12 und 15 Volt und eignen sich daher besonders für Boote.

Bisher haben wir es nicht bereut. Alles super Qualität, alles passt, Langzeittest steht noch aus.

 

Stromverbrauch: Vorsicht beim Ambientlicht

Elektrische Energie ist auf Yachten, die vorwiegend vor Anker liegen immer ein kostbares Gut. LEDs verbrauchen extrem wenig Strom. Trotzdem sind versteckte LED Streifen sind nicht wirklich engergieeffizient. Dadurch, dass nicht direkt gestrahlt wird, geht einfach zu viel Licht verloren und das kostet Energie. LED Streifen eignen sich zum verbessern des Lebensgefühls und als schöne Grundbeleuchtung, sie können aber das normale Deckenlicht nicht ersetzen, sondern nur ergänzen. 

Unsere LED Streifen haben einen Verbrauch von 14,4 Watt bzw. 1,2 Ampere pro Meter. Verbaut sind momentan über 4 Meter. Damit kommen wir auf einen Verbrauch von ca. 5 Ampere bzw. 60 Watt. Gemessen daran, dass das Ambientlicht nur eine schicke Ergänzung ist, ist das zu viel. Vorab sei aber angemerkt, dass sich dieses Problem mit Dimmern lösen lässt, wie ich weiter unten beschreibe.

Erinnern wir uns: Früher hat eine einzelne Halogenlampe an Bord 25 Watt verbraucht. Licht war ein nicht zu verachtender Faktor in der Energiebilanz einer Yacht. Dann kam die weiße LED und brauchte (nicht nur) für die Seefahrt in Sachen Energieverbrauch eine Revolution: Die gleiche Lampe verbraucht nun nur noch 2-3 Watt. Klingt phantastisch: Ersetze das bisherige Licht durch LEDs, senke damit den Verbrauch auf 10% und Licht spielt plötzlich in der Energiebilanz keine Rolle mehr!

Das verführt aber auch: Schickes Ambientlicht wäre früher aus Engergiesicht an Bord gar nicht vorstellbar gewesen. Was nun passiert, scheint etwas schizophren zu sein: Statt die LED nur dazu zu nutzen, Energie zu sparen, wird immer mehr “unnötiges”, aber auch schickes Licht in Form von Ambientlicht verbaut. Während früher eine Funzel ausreichen musste, entwickeln sich so Yachten zu strahlenden Palästen. Am Ende bleibt zweifelsfrei ein Energievorteil, dieser liegt aber u.U. nicht bei den oben genannten 90%, sondern vielleicht nur noch bei 50%.

Die Zeiten ändern sich und Ambientlicht ist schon eine tolle Sache. Es gab Zeiten, da musste eine Petroleumlampe an Bord ausreichen. Das akzeptiert heutzutage zu Recht niemand mehr. Aber man sollte aufpassen und schauen, dass der Energievorteil nicht wieder zunichte gemacht wird. Wie gesagt: Wer vor Anker liegen will, muss die Energiebilanz im Auge behalten.

Einfache Dimmer, einfache Technik

Was wäre ein gutes Ambientlicht, wenn man es nicht dimmen könnte? Nicht nur, dass man sich je nach Stimmung mehr oder weniger Licht wünscht – es wäre vor allem ineffizient, wie im nächsten Abschnitt zu lesen. 

Wir haben uns für die LED Dimmer EasyDim von Marlblu entschieden. Diese haben vor allem einen Vorteil: Es handelt sich um ein simples Kästchen mit Drehregler, d.h. die Dimmer sind extrem einfach gehalten. Ich liebe diese Form der primitiven Technik an Bord! Der Trend geht bei modernen Booten hin zu Hightech, Vernetzung und Bussystemen. Das ist für zu Hause super. Aber auf einem Boot? Früher ist ein Schalter ausgefallen und dann konnte man ein Licht nicht mehr einschalten. Heute bedeutet das auf so mancher schicken Hightech-Yacht den Tod des gesamten Schaltpanels, schlimmstenfalls bringst so etwas das gesamte Boot inkl. Besatzung in Gefahr.

Deshalb – einfach und primitiv ist an Bord oft die beste Wahl und hat sich auch hier bewährt. Wir haben je einen Dimmer direkt vor jede der drei Lichtstreifen (Salon steuerbord, Salon backbord, Pantry) gesetzt. Das ist auch für Laien einfach zu machen und funktioniert gut.

Übrigens: Erst vor kurzem habe ich unsere gesamte Wohnung auf Smarthome-Schickimicki-Automatik umgebaut. Ich stehe auf intelligente Häuser mit Spracheingabe und dergleichen. Aber auf einer Yacht hat das nichts zu suchen. Ein Boot befindet sich sich mit dem ganzen Salzwasser ständig in einer lebensfeindlichen Umgebung und da ist bewährte, robuste Technik ohne Vernetzung das Mittel der Wahl.

Der Dimmer als Energiesparer

Beim Stromverbrauch haben wir eine echte Überraschung erlebt. Marlblu bewirbt vor allem die hellen Lichtstreifen, die viel Strom verbrauchen, als besonders sparsam. Wir haben und lange gefragt, wie das sein kann. Die hellsten LED Streifen, die angeboten werden, verbrauchen fast das Doppelte von unseren.

Die Lösung ist der Dimmer!

Wie oben erwähnt haben alle LED Streifen bei uns einen Verbrauch von ca. 5 Ampere, solange sie nicht gedimmt werden. Dreht man nun den Dimmer um ca. 1/3 zurück, so hat man gefühlt immer noch 90% des ursprünglichen Lichts. Der Stromverbrauch sinkt aber dramatisch auf etwas mehr als 1 Ampere zurück!  Solange wir viel Licht haben möchten, ist das die perfekte Einstellung.

Wenn das Ambientlicht abends nur noch dazu dienen soll, für eine angenehme Stimmung zu sorgen, drehen wir den Dimmer fast ganz zurück und der Energieverbrauch ist – oh Wunder – mit 0,1 bis 0,2 Ampere kaum noch messbar. Obwohl das Licht dann zum abendlichen Glas Wein perfekt passt, spielt der Verbrauch dann tatsächlich keine Rolle mehr.

Bei all den Berechnungen ist aber natürlich eins klar: Am besten ist es, das Licht ganz auszuschalten und abends an Deck zu sitzen. Der Stromverbrauch sinkt auf 0 und das Glas Wein schmeckt so noch viel besser.

 
Ambientlicht im Salon
Ambientlicht im Salon im direkten Vergleich. An steuerbord ist noch das alte Licht verbaut, an Backbord das neue (ungedimmt).
Ambientlicht vorher: Bringt kaum Licht, ist kaltweiß, ungemütlich und ungleichmäßig.
Ambientlicht nachher (backbord). Gleichmäßig, hell, warm, gemütlich. Auf diesem Bild ist das Licht gedimmt.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Werner Gut

    Und ich habe immer gedacht, Dimmer machen das Licht schwächer bei eher gleichem Verbrauch. Wieder etwas gelernt!

    1. Angelika & Udo Schulte

      Das habe ich früher auch gedacht. Allerdings müsste ja die Energie irgendwo hin und das würde bedeuten, dass der Dimmer warm werden würde, was nicht der Fall ist.

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