Kein Mythos: Dieselpest

Unter Bootsfahrern hört man immer wieder von der Dieselpest. Wir dachten immer, die Wahrscheinlichkeit für Dieselpest wäre so gering, dass dies keine ernstzunehmende Gefahr ist. Weit gefehlt: Die Dieselpest ist vor allem unter Seglern weit verbreitet und im Winterlager 2020 auf 2021 hat es auch uns getroffen

Was ist Dieselpest?

Im Dieselkraftstoff können sich Mikroorganismen vermehren. Dadurch kann es zu einem braunen Schlamm kommen, der Leitungen verstopft oder den Motor schädigen kann. So erstaunlich es auch sein mag – dieser Schlamm ist tatsächlich Leben – und das mitten in unseren Tanks.

Was am häufigsten passiert, ist dass die Maschine plötzlich stoppt, da die Leitung verstopft ist. Schon der unerwartete Stillstand der Machine kann Segler in kritische Situationen führen. Daher ist schon das Verstopfen der Leitungen ein ernstzunehmendes Problem.

Was bei uns passiert ist

Unsere Maschine ist glücklicherweise weder stehen geblieben, noch gab es Schäden. Aber während der Inspektion beim Einwintern wurde von der Werft dieser braune Schleim entdeckt, als ein Filter gewechselt wurde. Das musste bereinigt werden. Unser Dieseltank ist unter dem Niedergang. Er hat zwar eine Klappe, steckte aber leider unzugänglich in einem Kasten. Wir musste schon des öfteren bemängeln, dass Revisionsklappen wohl keinen Platz im Lastenheft einer Moody haben. Uns wurde allerdings auch berichtet dass das auf anderen Booten nicht besser ist. Yachten werden anscheinend gebaut und ob man zur Wartung anschließend noch überall hinkommt, ist der Werft egal.

Erster Schritt war also, dass der Kasten oben aufgesägt werden musste, um Zugang zum Tank zu bekommen. Da Bunny Bee im Winter in Heiligenhafen ist und wir ist Stuttgart, mussten wir das von der Werft machen lassen. Für die Zukunft haben wir nun wenigstens einen Zugang zum Tank.

Sobald Zugang zum Tank vorhanden ist, wird der Diesel abgepumpt und die Spezialisten entscheiden weiter, was zu tun ist. Oft reicht es, den Diesel zu filtern. Unser Kraftstoff war allerdings nicht mehr zu retten. Wir hatten den Tank gerade für das Winterlager aufgefüllt und die ganzen 220 Liter mussten entsorgt werden. 

Schließlich wurde der  Tank aufwändig gereinigt. Alles in allem eine ziemlich aufwändige und kostspielige Angelegenheit.

Wie es zur Dieselpest kommt

Die ganze Misere begann mit der Einführung von Biodiesel. Dank des Bio-Anteils fängt der Kraftstoffs schon innerhalb weniger Wochen an zu altern und es wird inzwischen empfohlen, Dieselkraftstoff nicht länger, als 6 Monate zu lagern.

Theoretisch kann es auch PKWs treffen. Was allerdings Boote von Autos unterscheidet, ist dass auf Booten der Kraftstoff meistens viel älter wird. Das gilt vor allem für Segelboote, da der ambitionierte Segler die Maschine möglichst selten anwirft. Die meisten Eigner bunkern nur ein mal pro Jahr. 

Ein weiterer Unterschied ist, dass sich auf Booten im Tank leichter Kondenswasser bildet, was die Dieselpest ebenfalls fördert. Um Kondenswasser zu vermeiden, sollte der Tank möglichst immer gefüllt sein. Andererseits soll der Kraftstoff aber auch nicht zu alt werden. Den Tank ständig aufzufüllen, ist also auch keine Lösung, da dadurch der alte Kraftstoff nicht verbraucht wird.

Gegenmaßnahmen

Volltanken vor dem Winterlager

Den Tank zu füllen und möglichst zügig wieder leer zu fahren, ist für einen Segler keine Alternative. Da kreuzen genau gegen den Wind keinen Spaß macht und viel Zeit kostet, läuft die Maschine bei uns schon auch über längere Strecken und wir sind froh über den großen Vorrat. Aber 220 Liter Diesel betreibt unsere Maschine theoretisch 120 Stunden und daher reicht der Diesel doch mehrere Wochen oder Monate.

Es sollte aber selbstverständlich sein, dann den Tank vor dem Winterlager komplett zu füllen, um möglichst wenig Kondenswasser zu haben.

Diesel-Additive

Die einfachste Art, sich gegen Dieselpest zu schützen, ist die Verwendung von Diesel-Additiven. Abgesehen davon, dass die Additive Geld kosten, haben sie keine Nachteile und sollten daher auf Segelyachten unbedingt (!) eingesetzt werden.

Wir verwenden derzeit Liqui Muly Marine Diesel Schutz. Die 0,5 Liter Dose kostet ca. 20,- Euro und reicht für 500 Liter Diesel. Die Kosten pro Liter Diesel betragen also ca. 4 Cent.

Qualitätskraftstoff von der Tankstelle

Eine aufwändigere Methode ist, verstärkt auf die Qualität des Kraftstoffs zu achten. 

Der Sprit in Boots-Bunkerstationen ist tendenziell älter, als in PKW-Tankstellen. Wir bevorzugen daher, den Sprit von Markentankstellen – und dort die teurere Luxusvariante, da diese weniger Bioanteil hat.

Der Aufwand ist beim Tanken enorm. Nach der Reinigung unseres Tanks musste dieser natürlich komplett neu gefüllt werden. Leider hatten wir nur einen einzigen 20 Liter-Kanister und die nächste Tankstelle war 7 km entfernt. Wir haben trotzdem den Aufwand betrieben, 11 Mal zur Tankstelle hin und her zu fahren.

Viele mögen so etwas für völlig verrückt und übertrieben halten. Aber wer ein mal den Ärger hatte, wird einfach übervorsichtig.

Diesel-Additive bieten einen einfach anzuwendenden Schutz gegen die Dieselpest.

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