Man kann es kaum glauben, aber in Bunny Bees Bilge war tatsächlich keine Bilgepumpe verbaut. An Bord gab es nur eine mobile Bilgepumpe, die über die Zigarettenanzünder-Steckdose betrieben werden konnte.
Es ist mir schleierhaft, wie man ein Boot bauen kann, das auf Hochsee ausgelegt ist, das mit Bravour schlechtestem Wetter trotzt – und dabei die Bilgepumpe weglässt. Unser Yachttechniker meinte hierzu, das sei “tatsächlich etwas sparsam”. Ich bekomme ehrlich gesagt bei dem Gedanken, weit weg vom Land zu sein und ein Leck zu haben, ohne dass das eindringende Wasser abgepumpt wird, leichte Panikattacken. Daher musste eine Bilgepumpe her und zwar eine, die auch wirklich größere Wassermengen aus dem Bauch von Bunny Bee schaufeln kann.
Das Problem mit der Steigung
Die Hersteller von Bilgepumpen geben in ihren Datenblättern kräftig damit an, wie viele Liter Wasser ihre Pumpen pro Minute transportieren können. Das entspricht allerdings nicht der Realität, denn die angegebene Wassermenge wird nur in der Waagerechten transportiert.
Irgendwo muss das Wasser ja das Boot verlassen. Die dazu nötige Öffnung muss deutlich über der Wasseroberfläche liegen, denn schließlich soll ja durch dieses Loch das Wasser von innen nach außen gelangen und nicht umgekehrt. Dabei ist zu bedenken, dass die Yacht krängt. Es reicht daher nicht aus, die Öffnung nur wenige Zentimeter über die Wasseroberfläche zu legen.
Das Wasser muss also von ganz unten (Bilge) nach sehr weit oben gepumpt werden. Und genau damit haben die meisten Bilgepumpen ein erhebliches Problem. Eine Standardpumpe, die wir getestet hatten, hat die Steigung überhaupt nicht überwunden und war damit wertlos.
Übrigens wird der Schlauch direkt vor der Öffnung nach außen als Schwanenhals (Bogen nach oben und dann wieder nach unten zur Öffnung) verlegt. Das verhindert das Eindringen von Wasser. Bei dem zu überwindenden Höhenunterschied ist dann nur der Weg bis zur Öffnung und nicht der Weg bis zur Oberkante des Schlauchs relevant, da der Weg bis zur Oberkante des Schlauchs nur ein einziges Mal vom Wasser überwunden werden muss.
Das Problem mit dem Rückschlagventil
Wird nach dem Pumpvorgang die Pumpe abgeschaltet, so fliesst das gesamte Wasser, das sich noch im Schlauch befindet, durch die Pumpe zurück in die Bilge. Schlimmstenfalls kann dadurch auch Wasser von außen ins Boot eindringen, es passiert dann also genau das, was die Pumpe eigentlich verhindern soll. Allerdings kann diese Gefahr gebannt werden, indem wie oben beschreiben, die Öffnung weit oben liegt und der Schlauch als Schwanenhals verlegt wird.
Um das Rücklaufen des Wassers zu verhindern, kann in die Pumpe ein Rückschlagventil einbebaut werden. Dabei muss allerdings beachtet werden, dass das die Leistung der Pumpe erheblich verringert.
Da wir die Pumpe als Retter in der Not sehen, finden wir es wichtig, dass sie maximale Leistung bringen kann. Daher haben wir auf das Rückschlagventil verzichtet. Der Schlauch, der ins Freie führt, ist relativ dick, daher fließen tatsächlich ein paar Liter Wasser zurück in die Bilge. Die kann man aber bei Bedarf auch ohne Pumpe loswerden. Priorität hat hier für uns die Sicherheit.
Das Problem mit der Menge Wasser, die eintreten kann
Ich finde den Gedanken reizvoll, dass sämtliches Wasser, das durch ein Leck eintritt, einfach wieder aus dem Boot herausgepumpt wird. Die Yacht wird damit unsinkbar.
Leider ist das in der Realität nicht möglich. Das hauptsächliche Problem ist, dass der Wasserdruck mit zunehmender Wassertiefe rapide zunimmt. Daher sind Lecks vor allem dann dramatisch, wenn sie weit unter der Wasserlinie liegen.
Beispiel: Nehmen wir ein Leck mit einen Durchmesser von 5 cm. Das könnte einem einem geplatzten Schlauch hinter einem Seeventil entsprechen. Liegt dieses Leck mit 20 Zentimeter relativ dicht unter der Wasseroberfläche, so dringen bereits 230 Liter pro Minute ein. Liegt das gleiche Leck einen Meter unter der Wasseroberfläche, so sind es bereits 520 Liter.
Hier kommen leider auch leistungsfähige Pumpen nicht mit. Aber die Pumpen können einem immerhin Zeit verschaffen und das ist entscheidend, um eine Chance zu haben, das Leck zu finden und um geeignete Gegenmaßnahmen einzuleiten.
Wird die Yacht von einem treibenden Container gerammt, nützt natürlich die beste Bilgepumpe nichts mehr.
Aufwendiger Verbau
Letztendlich war die eigentliche Hardware preislich gar nicht das Problem, wohl aber der Einbau.
Der Yachttechniker muss zunächst forschen, wo sich ein Schlauch überhaupt verlegen lässt. Hat er dann einen Weg gefunden, so wird dieser immer noch Hindernisse haben. In unserem Fall läuft der Schlauch unter dem Dieseltank hindurch und dort gab es alleine 5 Wände, die durchbohrt werden mussten, um sich einen Weg zu bahnen.
Insgesamt summierte sich das am Ende auf 11 Stunden Arbeit. Das ist leider typisch für Yachten. Alles muss in mühevoller Forschungs- und Handarbeit individuell erarbeitet werden.
Unsere Wahl
Unsere Wahl war eine SPX Johnson L1600 Bilgenpumpe, die auch bei einer Steigung von einem Meter noch knapp 100 Liter Wasser pro Minute pumpt.
Getestet haben wird das in der Marina mit einem Wasserschlauch: Schlauch von außen am Steg an den Wasserhahn angeschlossen, voll aufgedreht und rein in die Bilge. Dieses Wasser wurde mühelos von der Bilgepumpe wieder heraus befördert. Ich schätze, sie hätte auch die doppelte Wassermenge gerade noch so bewältigt. Auch wenn einem beim Gedanken an Lecks, die die mehrfache Menge Wasser ins Boot drücken, Angst und Bange werden kann, war das sehr beeindruckend.
Die Pumpe läuft per Schwimmschalter automatisch an. Was noch aussteht, ist ein Bilgealarm, der ertönt, sobald die Pumpe anspringt. Momentan besteht noch die Gefahr, dass wir kleine Lecks übersehen könnten, da die Pumpe das Wasser still und heimlich entsorgt, ohne dass wir das überhaupt bemerken.
Boah – ihr seid ja ständig beschäftigt ?
Hallo Marleen,
ja am Boot gibts immer was zu machen. Gerade bereiten wir uns auf die kommende Saison vor.
Liebe Grüße Angelika