Schweden: Insel Hanö

Wenn man von Süden nach Norden segelt, kommt man an Position 56° 0′ 54″ N, 14° 50′ 41″ O an der kleinen Insel Hanö vorbei. Fast hätten wir diese Insel ignoriert. Das wäre fatal gewesen, denn für Naturliebhaber ist diese Insel ein Muss.

Hanö hat 33 Einwohner, eine Länge von 2,2 km und eine Breite von 1,3 km. Und Hanö ist autofrei. Ich denke nicht, weil hier Autos verboten sind, sondern weil es in einer “Stadt”, in der Fußwege nie länger als 10 Minuten sind, einfach keinen Sinn hat, ein Auto zu besitzen. 

Was ist hier geboten? Einer der lichtstärksten Leuchttürme der Ostsee, ein einziger Ort mit wenigen Häusern, die Marina, ein Restaurant, ein Museum und ein winziger Supermarkt. Das wars.

Das wars? Weit gefehlt! Die Stadt ist von einem Zaun umgeben. Man kann sie im Norden, Osten und Süden über Wildgatter verlassen – und hier beginnt erst der eigentliche Zauber, das was Hanö für uns bedeutet: Einzigartige Natur, Kunstwerke und Rehe.

Hier verlässt man die Stadt und betritt die Wildnis. Ob es hier noch Dinosaurier gibt?

Die Marina

Mit der Fähre kommt man in einer knappen halben Stunde von Norgersund nach Hanö. Schöner ist es natürlich, mit dem eigenen Boot anzureisen. Die Marina ist klein und solange wir hier waren, war sie meistens überfüllt, es liegen daher oft mehrere Boote im Päckchen. Davon sollte man sich aber nicht abschrecken lassen. 

Die Hafenmeisterin hat die Marina fest im Griff. Sie spricht gefühlt 20 Worte englisch, der Rest geht mit Händen und Füßen. Sie eilt so eifrig hin und her und weist Boote auf ihre Plätze, wie wir es bisher bei keinem anderen Hafenmeister erlebt haben. Ein Segler fragte verdutzt in die Runde, wer diese Frau überhaupt sei und ein anderer antwortete freudestrahlend und treffend: „She’s the boss. So be careful“.  

Drei Boote im Päckchen
Zum abfendern an der Kaimauer dienen alte Reifen. Die werden von Schwalben zum Nisten genutzt.
Sieht ganz schön chaotisch aus. Eigentlich sieht man auf dem Bild nur drei Liegeplätze.

Natur pur

Außerhalb der Abgrenzung zwischen Stadt und Wildnis gibt es auf der ganzen Insel keine Straßen, keine Häuser, keine Landwirtschaft oder sonst vom Menschen genutzte Fläche. Nur Natur.

Hanö wird von mehreren Wanderwegen durchzogen. Wobei es sich weniger um „Wege“ handelt, sondern eher um Markierungen, die einem einigermaßen den Weg zeigen. Zum größten Teil hat man Trampelpfade, teilweise ist es aber auch gar nicht leicht, die nächste Markierung zu finden. Was für ein Abenteuer!

Umrundet man die Insel komplett, so braucht man ca. 4 Stunden. Obwohl der Raum winzig ist, bietet die Natur dabei völlig unterschiedliche Bilder: Ein bezaubernder Märchenwald, steppenartige, völlig karge Landstriche und bizarre Felslandschaften wechseln sich ab.

Der Märchenwald von Hanö.
Die Künste im Südwesten
Der Norden ist eher karg.

Kunstwerke

Im Süden von Hanö gibt es nichts, außer purer Wildnis. Eigentlich ist das auch im Norden so. Aber was ist das? Mitten in dieser Landschaft findet man plötzlich lauter Skulpturen. Hier ist man in wunderschöner Natur und gleichzeitig in einem riesigen Museum. 

Lasst but not least: Rehe, Rehe, Rehe!

In einem Törnführer steht, dass es auf der Insel eine Herde mit Rehen gibt, die man mit etwas Glück sehen kann. Das stimmt so nicht ganz. Tatsächlich sind Begegnungen mit Rehen quasi garantiert, sobald man die Stadt verlassen hat. Das erklärt wohl auch den Zaun und die Gatter rund um die Stadt. Als wir die Insel umrundeten, hatten wir mindestens 10 Rehbegegnungen, teilweise alle 15 Minuten eine. Aus 100 Meter Entfernung kann man sich hinsetzen und die Tiere in aller Ruhe beobachten.

Solange man einen gewissen Abstand hält, lassen sich die Tiere nicht stören.

Was für eine Woche

Die meisten Besucher bleiben nur Stunden oder eine Nacht auf Hanö. Wir blieben eine Woche – aber langweilig wurde es uns nie. Das Restaurant ist sehr gut, die Natur bezaubernd und die Hafenmeisterin ein Unikat. 

Als wir nach einer Woche ablegten und die Marina verließen, grölte uns die Hafenmeisterin hinterher und winkte zum Abschied. Wie gesagt – diese Hafenmeisterin ist ein Unikat – und ihre Insel auch.

Bizarre Felslandschaft

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