Da Bunny Bee bis zu unserer Übernahme unter englischer Flagge fuhr, hatte sie leider auch englische Steckdosen. Der Reiseadapter, den wir am Anfang zum Betrieb unserer Notebooks verwendet hatten, war natürlich kein Dauerzustand. Also mussten Steckdosen her die unserer deutschen Schuko-Norm entsprechen. Insgesamt haben wir zwei Einfachsteckdosen ersetzt, eine Doppelsteckdose und eine Einfachsteckdose in eine Doppelsteckdose umgebaut.
Der Einbau der Steckdosen ist ein sehr schönes Beispiel dafür, dass auf einer Yacht alles nicht so einfach ist. Es gibt immer wieder Punkte, an denen es nicht möglich ist, auf gewohnte Standards zurückzugreifen, sondern an denen individuelle Lösungen erarbeitet werden müssen. Dafür braucht man entweder einen Yachttechniker und sehr viel Geld oder – wie in unserem Fall – sehr viel Zeit – und am Ende kann es dann trotzdem teuer werden.
Suche nach geeigneten Steckdosen nach CE - und IP44 Norm
Zu Hause ist man genormte Löcher in Betonwänden gewohnt, in denen man Steckdosen einfach versenkt. Steckdose aus dem Baumarkt besorgen, Drähte anschließen (darf eigentlich nur der Fachmann), festschrauben, fertig.
Da Yachten nicht aus Beton gebaut werden, gibt es dort selbstverständlich keine entsprechenden Vertiefungen, sondern die Steckdosen müssen auf eine Holz- oder GFK-Wand geschraubt werden. Und da haben wir auch schon das erste Problem: Wenn zu 99% Steckdosen in Betonwänden verbaut werden, ist die Auswahl an Steckdosen, die sich zum Anschrauben an einer Holzwand eignen, verschwindend gering. Wenn man dann nach langem Suchen fündig wird, sind die Steckdosen meistens unverhältnismäßig teuer.
Dazu kommt, dass uns ein Techniker sagte, die Steckdosen müssten mindestens der IP44 Norm entsprechen. Das bedeutet, dass diese einen Deckel haben müssen, der sie vor Spritzwasser und Staub schützt. Ob diese Aussage korrekt ist, bezweifle ich, da sich ja die Steckdosen im trockenen Innenraum des Bootes befinden. Andererseits herrschen auf Booten rauere Bedingungen, als zu Hause und daher schadet so etwas sicher nicht, auch wenn Steckdosen mit Deckel nicht besonders wohnlich aussehen.
Selbstverständlich sollte sein, dass nicht nur Steckdosen, sondern sämtliches elektrisches Equipment an Bord zumindest der CE Norm entspricht. Wer hier Billigware aus China kauft, riskiert schlimmstenfalls sein Leben. Aber selbst wenn es durch Brand „nur“ zu Sachschäden kommt, wird sicher keine Versicherung dafür aufkommen, wenn sie herausfindet, dass die Ursache an Billigequipment liegt. Das gilt auch für die Elektrik zu Hause, ist aber auf Yachten besonders brisant, da hier eine noch höhere Brandgefahr herrscht.
Wir wurden schließlich bei dieser Schuko Steckdose fündig: Das Preis-Leistungsverhältnis ist sehr gut und die Qualität stimmt. Es kamen 8 Steckdosen in einem Pack. Dass wir hiervon 2 nicht benötigen, spielt bei dem Preis keine Rolle.
Verblendung für die Wand
Im Vergleich zu deutschen Schuko-Steckdosen sind die englischen Exemplare richtige Monster. Wir mussten daher zunächst Abdeckplatten aus Holz bauen, um aus den viel zu großen Löchern kleine, geeignete Löcher zu machen.
Wer ohne Auto in irgendeiner Marina liegt, in deren Nähe es zufällig keinen Baumarkt gibt, muss schon mal per Fahrrad zwei Stunden durch die Gegend fahren, um ein paar Brettchen und Schrauben zu kaufen. Dass man sich nicht einfach jederzeit ins Auto setzen kann, macht allerdings auch einen gewissen Reiz an dieser Form des Lebens aus und solche Dinge will ich gar nicht missen.
Die Verblendung haben wir also folgendermaßen aufgebaut: Brettchen im Baumarkt schneiden lassen, in die Mitte ein Loch bohren, in das die Steckdose kommt, in den Ecken Löcher bohren und für Schrauben vertiefen und die Kanten abrunden, damit es eleganter aussieht.
Zum bohren der Löcher habe ich eine einfache Lochsäge verwendet. Für dieses Vorhaben hat das gut funktioniert. Später hat sich allerdings herausgestellt, dass man z.B. zum Verlegen von Kabeln immer wieder Löcher ins GFK schneiden muss. Dafür sind diese Lochsägen nur bedingt geeignet, denn manchmal reicht ihr Länge nicht aus. Außerdem darf GFK nicht zu stark erhitzt werden und die Leistung dieser Lochsägen ist stark begrenzt, so dass das Bohren sehr lange dauern kann. Wesentlich besser geeignet sind daher Bi-Metall Lochsägen. Hier hatte ich zwar für ein späteres Projekt im Baumarkt für eine einzige Lochsäge ca. 11,- Euro ausgegeben, als ich damit zum ersten Mal gearbeitet hatte, war das aber auch eine regelrechte Wonne. Diese Lochsägen sind wesentlich leistungsfähiger, erhitzen nicht so schnell und die Bohrtiefe ist theoretisch unbegrenzt.
Anschluss nur durch den Fachmann, Schutzkappen von hinten
Bekanntlicherweise heißt es für den Laien bei Starkstrom Finger weg. Wir hatten daher so viel vorbereitet, wie möglich, so dass der Yachttechniker nur noch das fertige Produkt in die Wand schrauben und anschließen musste.
So der Plan. Was wir nicht bedacht hatten war, dass die Kabel von hinten geschützt sein müssen. Leuchtet auch ein: Man verwendet ja schließlich jedes Fach als Stauraum und da sollten nicht gerade nackte Kabelenden liegen – so wie es übrigens vor unserem Umbau der Fall war. Also musste sich der Yachttechniker etwas einfallen lassen und baute Dosen, die er auf der Rückseite der Brettchen montierte.
So eine Kleinigkeit sorgt leider dafür, dass am Ende doch einige Stunden Arbeit für den Yachttechniker entstehen und dann wird es immer teuer.
Alles in Allem haben wir aber ein super Ergebnis. Später werden wir die Brettchen noch lackieren, das steht allerdings noch aus.