Windgenerator Silentwind

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Arbeiten auf dem Boot bedeutet: Man braucht Internet und Strom. Um auch langfristig Autark zu sein, muss beides komplett gedeckt werden. Zwischendurch im Hafen auftanken gilt nicht.

Die Solaranlage, mit der wir Bunny Bee übernommen hatten, leistet bereits viel. Im normalen Leben sind die Batterien eigentlich spätestens mittags immer voll, was tatsächlich erstaunlich ist. 

Allerdings: Von morgens bis abends mit zwei Notebooks zu arbeiten, bringt das System an seine Grenzen, obwohl die MacBooks sehr sparsam sind. Insgesamt funktioniert es fast, die Batterien sind auch in diesem Fall am Spätnachmittag meistens voll oder fast voll. Aber es ist eben im Grenzbereich und wenn zu wenig Licht vorhanden ist, reicht es nicht.

Immer im Grenzbereich zu sein, ist ein unangenehmes Gefühl, der Blick wandert ständig zum Batteriemonitor.

 

Ertasten der benötigten Energie

Wie findet man heraus, wie viel Energie tatsächlich benötigt wird? Wenn man im Internet oder in Büchern dieser Frage nachgeht, findet man diverse Tabellen, in denen dies analysiert wird: Pro Zeile wird jeder Verbraucher aufgeführt. In einer Spalte wird aufgeführt, wie viel dieser Verbraucher an Energie benötigt und in einer weiteren Spalte, wie lange pro Tag der Verbraucher im Einsatz ist. Daraus ergibt sich der Gesamtbedarf.

Solche Aufstellungen sind gut, um ein Grundverständnis für die Materie zu bekommen. In der Praxis stellt sich mir allerdings die Frage: Wie lange läuft denn nun mein Kühlschrank pro Tag? Er schaltet sich still und heimlich ein und aus. Wie soll ich herausfinden, was mein Autopilot verbraucht? Das funktioniert in der Praxis nach meiner Erfahrung gar nicht, es sei denn man würde jedes Gerät einzeln messen und den Verbrauch statistisch hoch zählen. Ich habe keine Ahnung, wie das gehen soll.

Die in den Büchern aufgeführten Tabellen sind allerdings hervorragend dafür geeignet, ein Gespür dafür zu bekommen, welche Verbrauche wie is Gewicht fallen und wo sich mit einfachem Mitteln sparen lässt, z.B. indem man Halogenlampen gegen LED austauscht oder den Kühlschrank dämmt.

Bei uns hat sich gezeigt dass aber am Ende ein guter Weg ist, sich an die ganze Sache heranzutasten. Ob genau berechnet werden kann, welche Energielieferanten notwendig sind, um den Bedarf zu decken, kann meiner Ansicht nach auf dem Papier nur unzureichend berechnet werden. Anschließend heißt es ausprobieren. Wie weit komme ich mit meinen Solarzellen? Was passiert, wenn ich einen Windgenerator dazu gebe? Reicht es dann? Wenn nicht, was bietet sich als weitere Maßnahme an? So nähert man sich immer weiter dem Idealzustand.

Die Machine bleibt eine Alternative

Der beschriebe Weg des Ertastens funktioniert weitgehend risikolos, vorausgesetzt man hat einen Batteriemonitor. Denn: Eine Alternative zur Stromerzeugung bleibt immer die Diesel. Man wird also nie plötzlich ohne Strom dasitzen. Auch wenn es nicht schön ist, die Maschine zur Stromerzeugung laufen zu lassen, im Endeffekt hat man immer diese Möglichkeit. 

Wobei sich eh die Frage stellt, ob man die Energie zu 100% aus Licht, Wind und Wasserwiederstand erzeugen muss. Wir haben das Ziel, das zu tun aber diese Form der Energiegewinnung kostet auch Geld. Daher ist fraglich, ob es wirtschaftlich ist, die benötigte zu 100% aus erneuerbaren Energien zu schöpfen. 

Ehe mich all die Umweltapostel steinigen: Ich finde den Gedanken, 100% autark Energie zu erzeugen phantastisch. Ich gebe aber zu bedenken, dass es eben auch Tage gibt, an denen nicht die Sonne scheint. Würde ich auch dann sämtliche Energie aus erneuerbaren Energien erzeugen wollen, würde das bedeuten, dass an Tagen hoher Energieerzeugung ein Überschuss da wäre, mehr, als die Batterien speichern können. Und das wäre eben unwirtschaftlich.

Windgenerator Silentwind inkl. Regler

Windgeneratoren erzeugen überproportional mehr Energie mit zunehmendem Wind. Bei wenig Wind ist die Ausbeute nicht groß oder gar nicht vorhanden. Gegenüber Solarenergie besteht andererseits zumindest in der Theorie die Möglichkeit, dass der Windgenerator 24 Stunden am Tag Energie liefert. Und wenn der Wind kräftig bläst, wird auch ordentlich Strom erzeugt.

Ein generelles Problem von Windgeneratoren ist, dass sie sehr laut sind, was auch den Steg- bzw. Ankernachbarn nicht erfreut. Der Silentwind macht die Geräuschetwicklung allerdings erträglich. Er ist nicht wirklich “Silent”, sondern man hört ihn durchaus. An das säuselnde Geräusch gewöhnt man sich aber und es fällt kaum störend auf.

Der von uns eingesetzte Regler regelt gemeinsam die Energie, die durch die Solarzellen erzeugt wird und die Energie, die der Windgenerator erzeugt und lädt damit die Batterien.

 

Ständer für den Silentwind.

Ich kann nicht beurteilen, ob es stimmt aber unsere Werft meint, die Stände, die von Silentwind geliefert werden, taugen nicht viel. Wir haben uns daher einen eigenen Ständer anfertigen lassen und den vorhandenen Geräteständer genutzt, auf dem auch die Solarzellen sitzen. 

Ich hatte zuerst Bedenken, ob es eine gute Idee ist, den Windgenerator auf den gleichen Geräteträge zu montieren, auf dem die Solarzellen sitzen, schließlich gibt es Vibrationen. Das Ganze wurde aber so gebaut, dass es einen Zwischenteil gibt, der per Gummipfropfen für einen Ausgleich sorgt. Das funktioniert sehr gut. Und der Ständer hat nur die Hälfte gekostet, wie das Original, obwohl er extra für uns angefertigt wurde.

Leider funktioniert es (noch) nicht

Stand heute ist das Ergebnis des Windgenerators leider ernüchternd. Die Werft meint allerdings, dass es so auch nicht sein kann, baut ihn daher im Winterlage wieder ab und schickt ihn zur Analyse samt Regler an Silentwind zurück.

Das Problem: Ordentlich Wind vorausgesetzt, wird ordentlich Strom erzeugt, die Spannung ist aber mit ca. 4-8 Volt viel zu gering. Der Strom lädt daher die Batterien überhaupt nicht. Momentan haben wir ein teures, aber nutzloses Spielzeug. Die Energiebilanz ist gegenüber vorher sogar schlechter geworden, weil der Windgenerator für Verschattung an den Solarzellen sorgt.

Ich hoffe, dass das Problem im Frühjahr behoben ist, dann werden wir berichten.

Für den Moment gilt leider: Hätten wir uns ein Kinderwindrad für ein paar Euro gekauft, wäre der Effekt der gleiche, wie jetzt. Das Windrad wäre dann aber wenigstens schön bunt.

Update Februar 2021

Inzwischen ist alles wieder auf dem Weg von Spanien nach Deutschland. Silentwind hat alles durchgemessen und den bisherigen Generator + neuen (!) Laderegler zurückgeschickt. Dass das bisherige System nichts gemacht hat, war also keine Einbildung.

Jetzt bleibt abzuwarten, wie viel Energie der Silentwind am Tag erzeugen wird.

Windgenerator Silentwind.

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Bernadette

    Liebe Geli, davon habe ich keine Ahnung. Ich hoffe für euch, dass ihr die Freude nicht verliert und die Zeit genießen könnt.
    Weiterhin viel Freude wünsche ich euch und sende herzliche Grüße
    Bernadette

    1. Angelika & Udo Schulte

      Hallo Bernadette,
      ja ich hatte auch keine Ahnung davon, aber man lernt das alles schnell. Wir bereiten bereits uns gerade für die kommende Saison vor.
      Liebe Grüße Geli

  2. Werner Gut

    Hallo ihr zwei.

    Es ist für eine Landratte wie mich immer wieder faszinierend, mit welchen Problemen ihr kämpft und wie ihr sie meistert.

    Mast-und Schotbruch,
    herzliche Grüße

    Werner

    1. Angelika & Udo Schulte

      Hallo Werner,
      na ja, manchmal hilft auch der Dirk von der Yachtwerft in Heiligenhafen.
      Liebe Grüße Geli

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