Yachtkauf

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Ursprünglich war die Idee, unser komplettes Leben auf einer Segelyacht zu verbringen und um die Welt zu reisen, für unsere Rente vorgesehen. Aber wie heißt es so schön? Carpe diem – nutze den Tag. Und so beschlossen wir, nicht mehr länger zu warten und gleich zu starten. Ende 2019 machten wir uns also auf die Suche.

Welches Boot darf es denn sein?

Das “richtige” Boot zu finden ist keine leichte Angelegenheit. Das perfekte Boot gibt es eh nicht. Hier besteht alles nur aus Kompromissen.

Zunächst zur Größe:

  • Unser Plan war, auf dem Boot jeweils mindestens für die Hälfte des Jahres zu leben. Und das mit zwei Personen und einem Hund, der ständig im Weg liegt. Da sind die Ansprüche höher, als bei einem zweiwöchigen Urlaubstrip. Auch bei ungemütlichem Wetter bietet ein möglichst großes Boot seine Vorteile, da es ruhiger im Wasser liegt. Und schließlich: “Länge läuft”, sprich – je länger, desto schneller. Abgesehen davon, dass ein großes Boot irgendwann für zwei Personen schwer zu händeln ist, bietet es also viele Vorteile.
  • Andererseits steigen die Kosten erheblich mit der Länge des Boots. Beim ohnehin teuren Unterhalt kann man hier mit 30% mehr Kosten pro Meter Boot rechnen. 

Unser persönlicher Kompromiss hieß hier mindestens 11,50 Meter, aber möglichst unter 12 Meter, da es ab 12 Metern in vielen Marinas einen gewissen Preissprung gibt. 

Alt oder neu?

Das ist schnell beantwortet: Zum einen können wir uns ein neues Boot nicht leisten. Zum anderen ist der moderne Serienbau etwas zweifelhaft. Das bezieht sich nicht nur auf die in diesem Zusammenhang viel genannte Bavaria, sondern auf all die Boote, die für vermeintlich “wenig” Geld im Serienbau angeboten werden. So wie es aussieht, sind hier die Ziele der Erbauer primär nicht auf Blauwasser- und Hochseetauglichkeit gemünzt, sondern eher auf günstigen Preis, Wettbewerbsdruck und Verkaufszahlen. Diese Yachten müssen vor allem aufgebockt auf Messen glänzen, denn hier werden sie verkauft. Geht man von der Masse der Segler aus, ist das allerdings auch nicht ganz falsch, denn die Boote dieser Art landen primär im Charterbereich und werden meistens auf vergleichsweise kleinen Segeltörns eingesetzt. 

Ich habe keine Zweifel, dass einen Yachten aus dem modernen Serienbau heil über den Atlantik bringen können. Das wird jedes Jahr zigfach erfolgreich unter Beweis gestellt. Aber was, wenn die Bedingungen einen in den Grenzbereich bringen? Und wie viele Fehler verzeiht die Yacht dem Skipper, der eben noch nicht jahrzehntelang zur See fährt?

Wer hier auf Nummer sicher gehen will, kann heutzutage auf Marken wie z.B. Hallberg-Rassy oder Najad ausweichen. Hier liegt das Augenmerk der Designer sehr wohl auf perfekten Segeleigenschaften, Blauwasser und Hochsee. Genau hierfür werden solche Boote gebaut. Das hat aber auch seinen Preis. Wer das nicht ausgeben kann oder will, dem bleiben ältere Boote. Diesen wird zumindest nachgesagt, dass sie solider gebaut wurden, wobei es sicher auch hier auf die Marke ankommt.

Bauart

Nächstes Kriterium war, dass das Boot ein Mittelcockpit haben sollte. Da das vergleichsweise selten gebaut wird, schränkt dies den Markt erheblich sein. Mittelcockpits haben folgende Vorteile:

  • Dadurch, dass man sich beim Segeln nicht hinten, sondern in der Mitte des Boots befindet, macht das Boot gefühlt weniger Bewegungen und vermittelt vor allem bei schwerem Seegang mehr Sicherheit.
  • Im hinteren Bereich des Boots befindet sich unter Deck eine großzügige Eigner-Kabine. Dies empfinden wir vor allem dadurch, dass wir sehr lange Zeit auf dem Boot leben möchten, als einen nicht zu unterschätzenden Vorteil.
  • Die Boote sind bauartbedingt für weniger Personen ausgelegt. Boote im Serienbau werden oft darauf ausgelegt, möglichst viele Kojen zu haben, um für den Charterbereich ideal zu sein. Für Leute wie uns, die nur zu zweit auf dem Boot leben möchten, sind die Schnitte dieser Boote aus diesem Grund oft nicht ideal.
  • Zugegeben: Das Mittelcockpit ist wesentlich enger geschnitten und bietet dadurch relativ wenig Raum. Das ist allerdings ideal fürs Segeln, denn man kann sich sehr gut abstützen, indem man z.B. die Füße auf die gegenüberliegende Bank stellt. 
  • Weniger Raum im Cockpit bedeutet im Umkehrschluss mehr Raum im Innenraum. Lebt man lange Zeit auf dem Boot, so wird dies in gewisser Weise auch zur Wohnung. Da spielt der Wohnraum schon eine gewisse Rolle.

Und was solls nun werden?

Unsere Wahl fiel auf eine Bavaria 38cc. Diese wurde relativ selten und auch nur für kurze Zeit gebaut. Das lag nicht daran, dass die Boote schlecht waren. Im Gegenteil: Bavaria versuchte vor 20 Jahren mit dieser Yacht in einen anderen Markt, als in das typische Vercharterer-Geschäft zu gelangen. Dabei kam ein hervorragendes Boot zustande, das aber dennoch nicht zum Markterfolg wurde.

Standort

Wir wollen unsere Reise in der Ostsee starten. Bei Dingen, die wir im Boot noch nachrüsten lassen möchten, vertrauen wir deutschen Werften und Yachttechnikern eher. Außerdem sind die Boote im Mittelmeer oft abgerockter. Beide genannten Punkte treffen sicher nicht immer zu, sind für uns aber eine gewisse Tendenz, beim Kauf eher in Deutschland zu bleiben. Da wir uns nicht gleich von Anfang an mit Tiden überfordern möchten, bleibt die Ostsee.

 

Auf der Suche nach einer Bavaria 38cc

Da die Bavaria 38cc verhältnismäßig selten gebaut wurde, ist das Angebot auch nicht allzu groß. Es ist auch aufwendig, mal eben für eine Bootsbesichtigung von Stuttgart an die Ostsee zu fahren.

Wir suchten uns drei Boote heraus. Zwei Bavaria 38cc und eine 40jährige Hallberg Rassy. Und wir wurden fündig! Die perfekte Bavaria 38cc war dabei. So fuhren wir wieder zufrieden nach Hause. Der Makler machte uns noch ein finales Angebot, wir sagten zu – und bekamen 2 Tage später Nachricht, das Boot wäre nun von jemand anderem gekauft worden. 

Enttäuscht und frustriert begann nicht nur die Suche von vorne, sondern es musste auch ein anderer Bootstyp her, da zu diesem Zeitpunkt keine weiteren Bavaria 38cc mehr angeboten wurden.

Die Suche geht weiter - Moody 38cc

Die Wahl fiel auf Moody 38cc. Vom Grundsatz ähnlich wie die Bavaria 38cc. Sehr solide gebaut. Alle Kompromisse, die ein Bootsbauer eingehen muss, um ein möglichst gutes Boot zu bauen, sind hier sehr fein abgestimmt. Die englische Werft Moody gibt es heute nicht mehr. Sie hatte aber viele Jahre zu den führenden Werften Europas gehört und das nicht ohne Grund, da die Boote hervorragend sind. Die Konstrukteure und die englischen Kunden leben am englischen Kanal, der mit seinem schlechten Wetter nicht gerade die gemütlichsten Bedingungen bietet. Genau hierfür wurden Yachten von Moody konzipiert. Es sind Schlechtwetterboote, die solche Bedingungen gutwillig mitmachen.

Und tatsächlich – wir wurden fündig. Das perfekte Schiff! Eine dreißig Jahre alte Moody 38cc namens Bunny Bee. Sie befindet sich – gemessen am Alter – in einem sehr guten Zustand. Sie wurde nicht im Blauwasser eingesetzt, sondern “nur” auf Urlaubstörns in der Ostsee. Trotzdem bringt sie bereits ungewöhnlich viel Blauwasserausstattung mit. Da muss noch einiges nachgelegt werden, aber das ist die perfekte Basis.

Im November 2019 kam es zum Kaufvertrag und am 4. April 2020 sollte Übergabe sein.

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